So wie die Leere in der Materie unsere Vorstellungskraft strapaziert und uns ein neues Verständnis der Substanz gibt, so gibt uns die Betrachtung unserer Träume und hypnagogen Zustände ein anderes Verständnis unserer selbst. Susanne Kircher-Liner stellt in ihren Zeichnungen und in Ihrer Malerei physikalische Fragen, aber verabschiedet sich von der Vorstellung, dass die Wirklichkeit durch die Möglichkeiten des Geistes erfassbar ist. Messungen und Modelle kombiniert sie mit Erfahrungen, die wir mangels Erkenntnisfähigkeit nicht mehr in der gewohnten Weise beschreiben können. Der Experimentator beobachtet immer nur sein Eingreifen und dessen beschreibbare Folgen, aber ergänzend dem Hypnagogen zu begegnen, ist für Susanne Kircher-Liner genauso vorstellbar oder unvorstellbar, wie eine Welle oder ein elementares Teilchen und damit genauso wahr oder unwahr.

Susanne  Kircher-Liner, 2016